侍 (Samurai Assassin)

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Unruhige Zeiten stehen an und die feudale Gesellschaft Japans gerät ins Wanken. Die äußere Bedrohung durch Kanonenschiffe aus dem industrialisierten Westen hat das Land aus der jahrhundertealten Isolation in einen nationalen Alptraum katapultiert. Die alten Strukturen sind machtlos gegen diese Bedrohung und im Land herrscht große Unruhe. Verschwörergruppen beginnen sich in der Hauptstadt zu versammeln und die Ronin, die nun in Scharen nach Edo strömen, bergen ein gewaltiges revolutionäres Potenzial. In Samurai (aka Samurai Asssassin) geht es um eine dieser Gruppen und um das verhängnisvolle Wirken eines dieser Ronin. Regisseur Okamoto Kihachi kombiniert in dieser Buchverfilmung Elemente eines Polit-Thrillers mit einem klassischen Drama in einem der einschneidensten Ereignisse der modernen japanischen Geschichte.

Im feudalen Japan steht ein Sturm am Horizont. China ist in den Konialismus gezwungen worden und nun wenden die Westmächte ihre Kanonenboote gegen Japan – droht dem Inselreich das selbe Schicksal wie dem Reich der Mitte? Teile der Gesellschaft radikalisieren sich angesichts dieser sehr realen Bedrohung immer weiter. Die Ausländer, die sich nun in einigen Teilen des Landes aufhalten und Geschäfte treiben dürfen, sollen raus und die Verträge und Abkommen rückgängig gemacht werden. Die Regierung kann die Samurai immer schlechter unter Kontrolle halten und interne Machtkämpfe heizen die Stimmung weiter an. Als der große Älteste Ii Naosuke (entspricht in etwa dem Bundeskanzler) gegen den Willen der Clans aus Satsuma und Choshu einen 14-jährigen Shogun einsetzt, droht die Lage weiter zu eskalieren: Viele Ronin sind überzeugt, dass Ii Japan ins Verderben stürzt. Und sie kennen nur eine Antwort: Ii Naosuke muss sterben und das Shogunat reformiert oder ganz abgeschafft werden, wenn Japan überleben soll.

Zu diesem Zweck haben sich einige besonders radikale Mitglieder des Mito-Clans nach Edo hereingeschmuggelt. Sie haben allerlei Ronin um sich geschart – die meisten davon kommen aus Satsuma und Choshu.  Gerüchte machen die Runde, Anschläge, Razzien und Attentate häufen sich.

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In den Teehäusern der Stadt treffen sich verschwörerische Gruppierungen um finstere Pläne zu schmieden.

Am Morgen des 17. Februars 1860 haben sich 32 Verschwörer versammelt. Sie warten angespannt am Sakurada-Tor auf die Prozession von Ii Naosuke. Aber er taucht nicht auf. Der Rückschluss: Es muss ein Verräter in der Gruppe sein, der Informationen an die Ii herausgegeben hat. Zwei Männer stehen besonders unter Verdacht: Niiro Tsuruchiyo und Kurihara Einosuke werden nun heimlich beobachtet und ihr Hintergrund untersucht, denn die Gruppe ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus allerlei Idealisten, aber auch aus zwielichtigen Figuren und Verbrechern, verarmten Ronin und Schlägern.  Tsuruchiyo und Einosuke veranschaulichen gut diese Bandbreite: Der eine ist ein heruntergekommener, abgebrochener Ronin, der andere ein nobler Samurai von gehobenem Stand. Und doch bringt die Untersuchung überraschende Erkenntnisse zutage.

Im Film folgen wir zunächst den offiziellen Aufzeichnungen des Chronisten und dann der Investigation der Verschwörer, die zunehmend in Rückblenden inszeniert werden und weniger in Erzählungen. Aus diesem Politthrillerstoff entwickelt sich durch die Untersuchung aber bald ein persönlicher Hintergrund. Der Film verlegt den Schwerpunkt vom Politischen ins Persönliche. Aus Thriller wird Drama. Die Untersuchung kommt schließlich zu einem Ergebnis und es entwickelt sich ein starker Konflikt, der sich bis zum Finale hin immer weiter aufbaut, bevor er sich schließlich rasant entlädt. Wieder drängt sich der Chronist in die Narrative und die beiden Bestandteile, Drama und Politthriller, prallen aufeinander. Dabei spielen am Ende, ähnlich wie bei einem Krimi, ganz andere Faktoren mit, als man zunächst vermutet hätte.

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Okamoto Kihachi hat mit Samurai meiner Meinung nach verdammt gute Arbeit geleistet. Der Film ist richtig gut geschrieben und hat einen klasse Spannungsbogen. Wie oben angedeutet wandelt sich der Charakter des Films allmählich und verbindet sich am Ende aber wieder miteinander. Miteingeflochten sind außerdem einige Leitmotive – etwa eine Hinterfragung der Objektivität von Geschichtsschreibung durch den Chronisten und die bewusste Geschichtsverfälschung bzw. „Bereinigung“ derselben. Kurzum: Dieser Film ist eine runde Sache!

Ein bisschen klotzig ist teilweise die Exposition geraten, aber das ist glaube ich angesichts des geschichtlichen Stoffes zu verzeihen. Ob jemand, der sich nicht wenigstens grob mit der Situation auskennt, bei dem Film noch durchblickt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich selbst hab es aber als nicht zu durcheinander oder zu kompliziert wahrgenommen. In der Regel sagt der eine oder andere Charakter doch nochmal was genau gerade los ist und welche Folgen dies oder jenes haben könnte. Ein wenig zweidimensional sind dann auch einige der Charaktere geraten. Nichtsdestotrotz halte ich Samurai aber für einen wirklich gut gelungenen Film, der ruhig etwas bekannter sein könnte.

Background: Wer mehr über den geschichtlichen Hintergrund wissen möchte, findet hier alle Antworten. 2010 erschien auch ein weiterer Kinofilm, der den Vorfall ebenfalls als Thema hatte.

Leider gab es keinen Trailer mit Untertiteln. Kann daher nur einen Trailer mit halben Untertiteln anbieten.

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